Der Bauernbub und die Katzen

Es räkelte sich leise schnurrend die Katzenmutter.

Auf ihr schlummerten die Kleinen,

süß und wollig, es war ein Genuss sie anzusehen.

Liebevoll beleckte sie einen kleinen Fratz auf ihrem Bauch.

Der Bauernbub saß vor ihnen, sah ihnen zu und spürte

diesen Frieden auch.

Bis sie, diese Mutter, vom Hunger getrieben aufstand, um

für kurze Zeit nur weg zu gehen.

Der Bauernbub saß noch immer vor den nun wach

gewordenen Kleinen.

Lieb und süß waren sie anzusehen.

Doch er sagte sich: „Was sein muss, das muss sein“!

Wie ein Mann, so wie sein Vater wollte er handeln.

Jährlich zweimal junge Katzen, oh nein!

Herzlos wie ein Mann nahm er die kleinen Wesen in die Hand,

ging mit ihnen hinters Haus und schleuderte eines nach

dem anderen an die Wand.

So einfach waren diese kleinen Wunder der Natur zerstört,

die Schmerzen die er ihnen zugefügt,

die hat er selber dabei ja nicht gespürt.

Dennoch wurde es ihm langsam bewusst,

was er selbst soeben alles zertrümmert hatte.

Brutalität gegen Schwache, dachte er dabei,

das kann doch nicht sein, dass das die hohe Kunst erwachsener Menschen sei.

Es packte ihn die Reue und der Wunsch, dass das alles

mit diesen Tierchen doch nicht wirklich sei geschehen

und er hoffte, ein böser Traum würde ihm nur die Sinne verdrehen.

Doch der Tod, der war jetzt auch zu ihm unerbittlich hart.

Tot bleibt tot und war es vorher noch so lieb so zart.

Unmenschlich muss doch sein, wer gefühlskalt töten kann.

Tränen stiegen ihm in die Augen,

denn in ihm war doch noch zuviel Mensch und zu wenig Mann.

Jammernd suchte die Katzenmutter nach ihren Kindern.

Mehr als eine ganze Woche lang,

und durch nichts ließ sie sich am Suchen hindern,

bis irgendwann ihr Wehklagen nur noch ganz schwach und leis erklang.

Etwas später hatte der Bub sie in einer Ecke der Scheune dann gefunden.

Ihr Klagen war verstummt.

Ihre Augen waren starr und der Körper steif.

Es war der Tod, der diese Mutter mit ihren Kindern wieder hat vereint.

Sich seiner Schuld bewusst, stand der Bub davor und spürt, dass er weint.

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